(wm) Alles begann vor einer Dekade an Jahren mit einem simplen Fax, welches uns auf sehr poetische Art und Weise zu einem kleinen Landschloss mitten in Mecklenburg Vorpommern einlud. Und nun durften wir bereits zum zehnten Mal Gast in diesem wunderschönen Anwesen mit seinen liebevoll gestalteten Hain sein.
Angelegt und geplant wurde dieser Hain von Professor Heinrich Johann Radeloff, Namensgeberin für das Schloss ist seine Frau, Mitsuko Radeloff.
Sehr früh begaben wir uns auf die Reise und mehr als tausend Regentropfen sollten unseren Weg zum Schloss säumen. Doch kamen wir trockenen Fußes am Ziel an, wo wir sogleich recht herzlich empfangen wurden. Zur Stärkung aller gab es japanische Kost, welche nicht nur überaus lecker war, sondern auch genüsslich von allen verzehrt wurde. Aber gab es nicht nur Kost für den Bauch, sondern auch welche für Augen und Ohren.
Unter der künstlerischen Direktion von Ralph Tepel durften wir die aktuelle Ausstellung im Schloss Mitsuko, welche sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Thema Minimalismus beschäftigt, ausführlich erkunden und begutachten. Ebenso neugierig wie die Ausstellung wurde auch der Hain von unseren Mitgliedern erkundet, welche zum ersten Mal mit auf die Reise gekommen sind.
Einmal im Hain angekommen, begannen wir alsbald mit den Vorbereitungen für unseren Auftritt. Neben den Kampfkünsten Kendo und Iaido sind wir zum diesjährigen Jubiläum auch mit einem Teil unserer Taiko-Truppe angerückt. Trotz des Regens, welcher uns Stunden zuvor begleitet hatte, ist der Boden im Hain jedoch trocken geblieben.
Wie in der Geschichte um Amaterasu beschrieben, welche mit Taiko-Trommeln aus ihrer Höhle gelockt wurde und wieder Wärme sowie Licht spendete, als diese als Sonne auf die Erde hinab schien, durchbrachen pünktlich zu Beginn unserer Vorführung unzählige Sonnenstrahlen die Wolkendecke.
Nach einer kurzen Ansprache begannen wir mit tausenden von Trommelschlägen die Veranstaltung einzuleiten. Passend zum Anfang spielten unsere Taiko-Trommler das Lied Hajimari, gefolgt von Isami Goma. Nach dem ersten Vorgeschmack, was da später wohl noch kommen würde, starteten die Iaidoka als Gruppe und zeigten Synchron-Kata aus dem Battoho-Bereich. Im Anschluss boten die Meister noch ausgewählte Kata aus der Seiza-, Tachiwaza- und Toho-Serie in Synchron sowie Einzelformen dar.
Auch wenn zu diesem Zeitpunkt bereits tausende von Schnitten durch die Luft säuselten, wurden zum Abschluss noch eine freie künstlerische Kata sowie eigens für diese Vorführung einstudierte Anwendungen mit dem Bokken dargeboten.
Nach diesem bereits ersten Eindrucksvollen Teil der Vorführung, machten sich sogleich die Kendoka für ihren Auftritt bereit. In voller Kendo-Rüstung wurden hier nicht nur mit tausenden von Shinai-hieben die Trefferzonen Men, Kote, Tsuki und Do gezeigt sondern auch durch den Kiyai akustisch verdeutlicht. Im Anschluss folgten Schaukämpfe, wobei die Kendo-Gruppe in zwei Teams eingeteilt wurde, welche in Einzelkämpfen im Punktesystem bis zum Sieg gegeneinander antraten. Untermalt wurden die Kämpfe mit seichtem Trommelklang, welcher nicht nur die Kendoka selbst, sondern auch das Publikum bei den Kämpfen zum Mitfiebern anspornte.
Zum Abschluss dieser überaus sportlichen Leistungen, ließen es sich unsere Trommler nicht nehmen mit minder weniger Trommelschlägen als zu Beginn das Ende der Vorführung einzuläuten. Neben dem selbst geschriebenen Stück Tanjobi Serenade, wurde zu guter Letzt die sehr energetische Geschichte von Reisbauern und Dämonen erzählt und das Publikum sowie die eigenen Vereinsmitglieder zum Mitmachen animiert.
Mit einem mächtigen Kiyai und großem Beifall beendeten wir die Vorführung, wobei wir im Anschluss noch Raum für Gespräche und Beantwortung von Fragen sowie dem Ausprobieren der Taiko-Trommeln boten.
Wir möchten uns nochmal vom ganzen Herzen bei der Familie Radeloff sowie Ralph Tepel und dem Förderverein Deutsch-Japanischer Freundeskreis Todendorf e.V. sowie dem Team vor Ort für diese einzigarte Möglichkeit, die daraus entstandene langjährige Freundschaft und vor allem für die immer sehr liebevolle Verpflegung bedanken. Für uns als Verein, welcher zum Großteil asiatische Kampfkünste betreibt, ist der Besuch auf Schloss Mitsuko immer wie eine kleine Japan-Reise inmitten in Deutschland. Vielen Dank.