Warum beschäftigen wir uns mit dem Historischen europäischen Schwertkampf?

Ganz im Gegensatz zu den asiatischen Traditionen haben sich die Kampfkünste Europas nicht in einer lebendigen Tradition vom Meister zum Schüler erhalten. So war z.B. der Umgang mit dem Langen Schwert durch die fortschreitende Waffenentwicklung nicht mehr zeitgemäß. Sie wurde langsam ab dem ausgehenden Mittelalter über die frühe Neuzeit von anderen Waffengattungen im Zuge der Entwicklung der Feuerwaffen abgelöst und geriet dabei in Vergessenheit. Was in dem Bewusstsein der Öffentlichkeit darüber bis heute verblieb, ist oft nur ein verklärtes Bild, getragen von Mantel und Degenfilmen oder von Rittern hoch zu Ross.

Erst im Kontakt mit den asiatischen Kampfkünsten kam wohl die Frage auf, wie es sich diesbezüglich in Europa wirklich verhielt. Den Anstoß hierfür gab die Schwertbegeisterung einiger Sportler, mit dem nötigen Hang zur historischen Arbeit. Sie begaben sich auf den Weg in die Archive und suchten nach den Hinterlassenschaften der alten europäischen Fechtmeister. Hierbei stießen sie auf eine Vielzahl von Fechtbüchern, Manuskripten und Turnierordnungen, etc. Diese Schriften rückten sie durch Veröffentlichung und tlw. deren Transkription wieder in den Blick der interessierten Öffentlichkeit. Dieser Prozess ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen und man darf gespannt sein, was noch alles aus den Regalen der Archive zu Tage gefördert wird. Im Laufe der letzten Jahre wurde jedoch Eines klar: es handelt sich in Europa nicht nur um einen einfachen Umgang mit dem Schwert, sondern um eine Kampfkunst, die sich ständig weiterentwickelte und sogar verschiedene Wege ging. So sprechen wir heute z.B. von einer deutschen Schule nach Lichtenauer oder einer italienischen Schule, mit Fechtmeistern wie Fiore dei Liberi oder Filippo Vadi.

Für unser Training bedeutet dies, dass die Grundlage unserer Arbeit die historische Quelle ist. Die Techniken, welche die Quellen beschrieben, werden in Bewegung umgesetzt, d.h. interpretiert und eingeübt. Im Freifechten muss sich dann erweisen, ob sie sich im Kampf als tauglich erweisen und bewähren. Hier kommt der sportliche Aspekt voll zur Geltung – Ausdauer und Kampfgeist sind gefragt. Für den einzelnen Fechter stellen sich aber z.T. andere Anforderungen als im asiatischen Kampfsport. So ist es ausdrücklich erwünscht und notwendig, die Techniken zu hinterfragen, zu vergleichen und neue Interpretationen einzubringen. Hierzu gehören auch der Austausch mit anderen Vereinen der Fechterszene und die Einbeziehung anderer historischer Waffengattungen. Für den Grundlagenunterricht beziehen wir uns auf die Langschwerttechniken Lichtenauers aus der Sammlung Peter von Danzigs (PvD). Auf diesem Weg führen wir die wichtigsten Techniken und Begriffe für das Verstehen des historischen Fechtens nach der Lichtenauerschen Lehre ein. Anschließend besteht die Möglichkeit, sein Wissen z.B. mit Peter Falkner, Sigmund Ringeck, Joachim Meyer, etc. zu erweitern. Hier kommt das Engagement des einzelnen Fechters zum Tragen.

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